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Heil- und Pflegeanstalt in Erlangen

22. Juni 2020

Pressemitteilung vom 17.06.2020

zum Zwischenbericht über das Konzept für die Gedenkstätte für die Opfer der Euthanasie im ehemaligen Kopfbau der Heil- und Pflegeanstalt in Erlangen.

Im Rahmen eines Vortrags am 24. Mai 2020 wurde die Öffentlichkeit über den veränderten Umgang mit dem Kopfbau der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt in Erlangen informiert.

Der BDA begrüßt die Planung einer Gedenkstätte und die Anregung des Wissenschaftsrates zur Ansiedlung eines Forschungsstandortes für Zeitgeschichte der Medizin.

Um den geplanten Funktionen: Gedenkort und Lernort mit Forschungsstandort (Professur der Geschichte der Medizin) den nötigen Raum, den nötigen baulichen Raumabschluss und die nötige Zukunftsperspektive zu sichern, fordern wir allerdings dazu auf, den Bestand der Hupfla komplett zu erhalten und für das Gebäude und das gesamte Areal durch einen neuen Wettbewerb die architektonisch und städtebaulich beste Lösung zu suchen.

 

Dazu führen wir aus:

 

Respekt vor dem Bestand:

Geplant ist aktuell, nur das Mittelrisalit mit je drei angrenzenden Fensterachsen der Seitenflügel zu erhalten. Dieser verbleibende Torso ist ohne baulichen Abschluss und kann als würdiger Gedenkort nicht überzeugen. Eine baulich abgeschlossene Anlage erfordert mindestens den zusätzlichen Erhalt der beiden gesamten Seitenflügel mit ihren anschließenden Seitenrisaliten.

 

Soll der Standort neben der Gedenkstätte zudem Forschungseinrichtungen beheimaten, so ist von einem zunehmendem Raumbedarf auszugehen, der am sinnfälligsten durch den vollständigen Erhalt des Bestands erfüllt werden kann. Ein vollständiger Erhalt des Kopfbaus würde auch der Verantwortung des Freistaats gerecht, vorbildlich und nachhaltig mit historischer Bausubstanz umzugehen und böte den zukünftigen Nutzungen auch einen ganz besonderen Mehrwert aufgrund der Geschichte des Gebäudes.

Wettbewerb 2009

Der 2009 ausgelobte Wettbewerb hatte nicht nur das Ziel, den besten Entwurf für einen Neubau zu generieren, sondern auch das gesamte Areal städtebaulich in hoher gestalterischer und funktionaler Qualität zu entwickeln. Aufgrund der seitdem stattgefundenen Entwicklung und der Erkenntnisse über die Geschichte der „Hupfla“ hat dieser Ideenteil seine Gültigkeit verloren. Der ursprünglichen städtebaulichen Grundidee, der sich zur Schwabach hin öffnenden Flügelbauten als überzeugenden Übergang zum Landschaftsraum, kann nicht mehr entsprochen werden. Daher ist die Auslobung eines neuen Wettbewerbs auf Basis dieser neuen Rahmenbedingungen für Städtebau, Hochbau und Freiraum unter Einbeziehung der nachstehenden Aspekte konsequent, um die damaligen Ziele des Auslobers beizubehalten.

 

Städtebauliches Konzept

Die städtebauliche und funktionale Anordnung der der neuen Klinik- und Forschungsstandorte ist unter Berücksichtigung des Erhalts der „Hupfla“ neu zu ordnen und ein entsprechendes Freiraumkonzept zu entwickeln.

 

Gebäude

Gedenkstätte, Lern- und Forschungsstandort bedürfen einer ganzheitlichen Konzeption im Umgang mit der Bausubstanz, der Integration von Gedenkort,  Ausstellung und des Standorts für die Lehre.

 

Freiraum

Die Einbeziehung der Direktorenvilla im Konzept des Gedenkens ist ebenso wie die historische Dimension der Ursprungsanlage der Heil- und Pflegeanstalt im freiräumlichen Gesamtkonzept mitzudenken.

 

Wettbewerb 2020

Wir sprechen uns daher dafür aus, einen neuen Wettbewerb unter Einbeziehung der genannten Aspekte auszuloben und auch das bereits geplante Max-Planck-Institut im Gesamtkontext neu zu justieren.

 

Ein solcher Wettbewerb erfordert zwar ein kurzes Innehalten und Nachdenken, aber nur so kann mit der baulichen Substanz der „Hupfla“ ein würdiger, überregional wirksamer Gedenk-und Forschungsstandort geschaffen werden und  das schwierige, aber auch chancenreiche Areal als Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft authentisch wirken und damit Strahlkraft entfachen.

 

Der BDA wünscht allen beteiligten Akteuren, eine glückliche Hand.

Erlangen, den 17.06.2020

 

Download der Pressemitteilung:

Heil_und_Pfelegeanstalt_Erlangen_2020_06_17